Historie
Auszug aus der Feuerwehrchronik 1920-2010*
Am 16. Januar 1920 wurde in einer vom Gemeindevorsteher und Gutsbesitzer H. Heß einberufene Einwohnerversammlung die „Freiwillige Feuerwehr des Amtsbezirkes Gütz“ mit 21 Gründungsmitgliedern, u. a. dem Dorflehrer Bernhard Brühl, aus der Taufe gehoben. Der Kutscher Paul Stollberg wird zum ersten Brandmeister ernannt, gibt den Posten jedoch schon 1922 aufgrund einer örtli
chen Veränderung an den Bäckermeister Wilhelm Jurk ab.
Zwischen 1920 und 1945 wurden die Kameraden zu insgesamt 27 Einsätzen gerufen, u. a. Scheunenbrände, Stubenbrände, Fabrikbrände, Mühlenbrände und Maßnahmen zur Hochwasserbekämpfung.
Eine im Jahr 1939 angeschaffte Motorspritze löst die seit 1895 im Einsatz befindliche Handdruckspritze ab. Während des Zweiten Weltkrieges (ab 1940) sind die Feuerwehren, so auch Gütz, als Hilfspolizeitruppe der Gemeinde unterstellt.
1941 wird der Lehrer, Kantor, Heimatforscher und Gützer Ehrenbürger Bernhard Brühl auch Ehrenmitglied der Feuerwehr. Wie durch ein Wunder kehren nach dem Ende des II. Weltkrieges alle zum Kriegsdienst einberufenen Kameraden bis auf einen lebend zurück.
1946/47 wird der Feuerschutz für Gütz wiederhergestellt. Unter der Leitung von Kamerad Wilhelm Prautzsch nimmt die Wehr mit der noch fast vollständig vorhandenen Technik und Ausrüstung und mit 17 Kameraden den Dienst erneut auf.
Gleich im März 1947 hat die Wehr eine der schwersten Aufgaben zu bewältigen – nach strengem Winter und anschließend schnell steigenden Temperaturen bedroht ein starkes Hochwasser den Ort. Einige Wohnhäuser, Schuppen und Mauern fallen diesem trotz intensiver Hilfeleistung zum Opfer.
Durch eine Kommunalreform im Jahr 1950 wechseln Teile des Landkreises Delitzsch, u. a. Gütz in den Saalkreis. im Sommer 1950 wird Gütz in die Stadt Landsberg eingemeindet, die 4 Feuerwehren der vergrößerten Kommune bleiben jedoch bis 1960 eigenständig.
1954 verfügt die Feuerwehr über 28 Mitglieder, darunter 2 Jugendgruppen.
1955 werden u. a. auch die Gützer Kameraden zum Schlauchwachdienst zur Füllung des Landsberger Felsenbades eingeteilt.
1958 kam die angrenzende „Feuerwehrwiese“ in den Besitz der Gützer Feuerwehr.
1963 wird mit 12 Kameradinnen in Gütz die zweite Frauenbrandschutzgruppe
im Saalkreis (nach Wettin) gegründet.
1964 wird ein Mannschaftstransportwagen Typ „Phäno“ angeschafft und in Eigenleistung generalüberholt (das Fahrzeug steht seit 2009 als Oldtimer bei der Feuerwehr Peißen). Der hölzerne Trockenturm am Spritzenhaus ist baufällig und muss mit Seilen abgesichert werden, 1967 wachsen nach weiteren Sturmschäden die Forderungen nach dem Abriss.
1968 sind 22 Kameraden und 10 Kameradinnen in der Gützer Feuerwehr organisiert.
1972 wird ein KLF (Barkas) B 1000 angeschafft, auch der zuvor neu durch den Landkreis angeschaffte TSA steht nun voll ausgerüstet bereit.
1973 wird endlich der einsturzgefährdete Trockenturm abgerissen. Gleich darauf machen sich die Kameraden an den Neubau eines Gerätehauses.
1979 wird der Gützer Wehrleiter Helmut Töpe Leiter der Stadtfeuerwehr Landsberg. Für ihn übernimmt in Gütz der Kamerad J. Rauchfuß die Leitung in Gütz.
Im Jahr 1980 meldet die Feuerwehr eine Mannschaftsstärke von 39 Mitgliedern, davon 9 Frauen. Für die regelmäßige Teilnahme an Feuerwehrwettkämpfen, u. a. dem Landsberger Bergfestpokal, und der Brandschutzwoche gibt es Prämien aus dem neu abgeschlossenen Wettbewerbsprogramm der Stadt Landsberg. Dass sich der zusätzliche Ansporn auszahlt, zeigt im Jahr 1985 ein sensationeller 3. Platz der männlichen Jugend als Vertreter des Bezirks Halle beim DDR-Ausscheid in Berlin. Unter den jungen Feuerwehrsportlern befand sich der spätere Wehrleiter Carsten Töpe.
Mit der politischen Wende 1990 lösen sich die AG Junge Brandschutzhelfer sowie die Frauengruppe auf. Die Ortsfeuerwehr Gütz ist nun eine von 33 Wehren im neu gebildeten Kreisfeuerwehrverband Saalkreis.
Im Sommer 1992 findet das erste Gartenfest statt. 1995 errichten die Kameraden mit Unterstützung der Stadt Landsberg sowie Gützer Unternehmern einen Anbau und legen vor dem Gerätehaus einen Parkplatz an.
1996 wird die Frauengruppe neu gegründet.
1997 sind 21 Kameraden, 9 Kameradinnen und 6 Fördermitglieder gemeldet. Im selben Jahr findet das erste Osterfeuer statt.
Im Jahr 2000 gibt Helmut Töpe die Wehrleitung an Carsten Töpe ab.
2001 wird der Verein „Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Gütz e. V.“ gegründet. Ebenfalls 2001 wird ein neues Einsatzfahrzeug VW LT 55 angeschafft. Es ist für die Unterbringung im Gerätehaus zu hoch, Umbauarbeiten und die Bodenabsenkung bringen die Lösung. Die Alarmierungen häufen sich durch wachsende Gewerbegebiet und das Straßenkreuz B 100 / A 9.
2005 wird in Eigenleistung und 8 Monaten (3000 Arbeitsstunden) Bauzeit ein weiteres Gerätehaus errichtet und eingeweiht. Dabei wurde zuvor durch die Verkleinerung und Sanierung des Spritzenteichs das notwendige Land gewonnen.
2006 beginnen die Kameraden ihre Ausbildung zum sicheren Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen.
2007 wird der alte Barkas durch einen Mannschaftswagen VW T4 ersetzt.
2010 feiert die Wehr ihr 90-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Spickendorfer Keramikscheune.
*Die Chronik der Feuerwehr Gütz ist im Jahr 2010 anlässlich des 90-jährigen Gründungsjubiläums erschienen. Zusammengetragen, bearbeitet und gestaltet wurde das 74-seitige Heft durch das Heimatforscher-Ehepaar Margit und Arthur Messerschmidt.